Um die Auswirkungen des Klimawandels, besonders Hitze und Überschwemmungen, in der Stadt erträglich zu halten, brauchen wir den Platz in den Straßen auch für Anpassungsmaßnahmen.
Wir brauchen mehr Bäume und Grün für Schatten und kühlende Luftfeuchtigkeit.
Wir brauchen mehr nicht-versiegelte Flächen, auf denen Regenwasser auch bei Wolkenbrüchen versickern kann.
Wir brauchen mehr Artenvielfalt bei Flora und Fauna, auch in der Stadt, damit sich unsere Umwelt an den Klimawandel anpassen kann.
Und wir brauchen erholsame Aufenthaltsmöglichkeiten für Menschen, deren Wohnungen im Sommer zu heiß sind und die keine Möglichkeiten haben, an kühlere orte auszuweichen.
Der öffentliche Raum gehört allen, wird aber größtenteils von motorisiertem Individualverkehr und parkenden Autos eingenommen. Dabei besitzen etwa 40% der Bevölkerung gar kein Auto.
Das wollen wir ändern und den Straßenraum gerechter verteilen.
Straßen sollen wieder mehr zu Begegnungsräumen für Menschen werden, Treffpunkt für die Nachbarschaft und hausnaher Spielplatz für Kinder.
Mehr Grün und mehr Aufenthaltsqualität kommt allen Menschen in der Stadt zu gute.
Wie wollt Ihr das erreichen?
Unser erstes Treffen fand dieses Jahr im März statt. Wir haben inzwischen einige Ideen gesammelt und Strukturen geschaffen. Vor drei Wochen haben wir das Café Litfass eröffnet: der non- kommerzieller Treffpunkt in der Wiehre. Wir stellen Stühle und Getränke und laden ein, ins Gespräch zu kommen, immer Freitags von 16-18 Uhr.
Wir wollen Beispiele zeigen, wie man die Quartiersstraßen nutzen kann, damit die Menschen Lust auf die Klimaanpassung bekommen. Viele denken da an Verzicht und Zwang. Dabei können wir viel gewinnen.
Außerdem suchen wir gerade Flächen, die man einfach entsiegeln kann, Einfahrten, private Stellplätze etc.
Mit der Klimaanpassungsmanagerin der Stadt sind wir auch schon im Gespräch.
Für das nächste Jahr planen wir eine temporäre Umgestaltung einer beispielhaften Straßenkreuzung, mit Bäumen, Sitzinseln und Durchfahrtsfiltern.
Ist das nicht Aufgabe der Stadt?
Städte und Kommunen sind seit Juni 2024 durch das Klimaanpassungsgesetz verpflichtet, ihre Gemeinden an den Klimawandel anzupassen. Dazu hat die Stadt Freiburg bereits ein Klimaanpassungskonzept (KLAK) für die Bereiche Hitze und Wasser erarbeitet. Leider sind darin keine konkreten Maßnahmen abgebildet. Um konkrete Maßnahmen auszuarbeiten fehlt es momentan an Personalstellen im Gartenamt.
Bis die Stadt in großem Umfang aktiv wird, wollen wir Vorarbeit leisten, Wissensbildung betreiben mit Veranstaltungen und Vorträgen, den Menschen zeigen, was wir durch grünere und sozialere Straßen gewinnen-.
Gibt es so was schon in anderen Städten?
Viele europäische Städte arbeiten mit Hochdruck an der Klimaanpassung ihrer Städte. Musterstadt ist derzeit Kopenhagen, das nach einem desaströsen Überschwemmung 2011 einen Hochwasserschutzplan erarbeitet hat und ihn konsequent umsetzt.
In der Schweiz und Österreich sind die Durchschnistemperaturen höher gestiegen als in Deutschland. Städte wie Zürich, Bern, Basel, Wien und Graz haben schon viele Klimaanpassungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt.
Darunter sind auch Superblocks entstanden (zB Supergrätzel in Wien, Basel)
Barcelona in Spanien hat bereits in den 1990er Jahren Superblocks eingerichtet, um die Bevölkerung nach der Franco-Diktatur wieder mehr zusammen zu bringen.
In niederländischen und belgischen Städten finden seit 2020 nationale Entsiegelungswettbewerbe statt.
In Deutschland entstehen Superblocks in Leipzig, Berlin, Darmstadt, Karlsruhe und vielen anderen Städten.
Was ist eine Schwammstadt?
Durch den Klimawandel kommt es im Sommer zu mehr Hitze. Gleichzeitig verändern sich durch die Wärme die Niederschläge: es kommt zu längeren Trockenphasen, die von heutigem Starkregen in kürzester Zeit unterbrochen werden. Die städtische Kanalisation ist auf solche Regenmengen nicht ausgelegt und es kommt zu Überflutungen, wie wir es im August 2023 in der Günterstalstraße erlebt haben.
Wie auf dem Land müssen deshalb wieder mehr offene Flächen entstehen, auf denen das Wasser versickern und gespeichert werden kann. Der Boden speichert die Niederschläge wie ein Schwamm, anstatt das wertvolle Nass in der Kanalisation abzuleiten.
Das Wasser kommt Bäumen, Grünflächen und der Verdunstung zu Gute. Die dadurch entstehende Luftfeuchtigkeit senkt die Umgebungstemperatur um bis zu 7° C.
Was ist ein Superblocks?
Superblocks bezeichnet ein städtebauliches Konzept der Verkehrsberuhigung von Wohnquartieren. Ein typischer Superblock besteht aus 3×3 Blocks, aber auch Mini-Blocks von 1×1 oder 2×2 sind machbar. Durch geeignete Mittel, wie Diagonalsperren und Einbahnstraßen, wird Durchfahrtsverkehr zurück auf umliegende Hauptverkehrsstraßen geleitet. Dadurch werden die Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität für die Bewohner des Wohnquartiers sowie deren Gesundheit und Klimaresilienz gesteigert. Durch den Umbau entsteht mehr Grün und die Hitze im Quartier nimmt ab.
Auf Grund der rasterförmigen Bebauung und den bereits vorhandenen Einbahnstraßen ist die Wiehre ideal für die Superblockkonzept geeignet. Mit sehr wenigen Eingriffen ließen sich Unter- Mittel-und Oberwiehre zu verschiedenen Superblocks umwandeln.
Was passiert mit meinem Auto? Wo soll ich dann parken?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Parkende Autos treiben zudem sommerliche Temperaturen nach oben, weil der Asphalt nachts nicht abkühlen kann.
Vielleicht lässt sich auch ein TG-Stellplatz oder eine ungenutzte Garage finden. Für den kleinen Autobedarf ist Freiburg gut mit Carsharing-Stationen ausgestattet. Ein Idee wäre auch das private Teilen eines PKWs mit Freunden oder Nachbarn unter definierten Regeln. Im Idealfall kommt man ohne Auto aus und nutzt das Fahrrad, auch E-Bike oder den ÖPNV.Wir müssen uns Lösungen überlegen, mit weniger Autos auszukommen, denn der Platz in den Städten ist logischerweise begrenzt. Wenn wir ein Drittel der Parkflächen für anderes nutzen könnten, wäre das nur gerecht und würde für die Klimaanpassung reichen.
Wie seid Ihr vernetzt?
In Freiburg sind wir mit dem VCD (Verkehrsclub Deutschland), dem Bündnis Lorettostraße und der 0,5% Initiative vernetzt. Die Bürgervereine Ober-, Mittel- und Unterwiehre begrüßen unsere Initiative. Bundesweit sind wir Mitglied in der Superblocks-Organisation Changing Cities.
Konkret unterstützt uns die Druckerei Fehrle, die Baumschule Vonderstraß.
Wie finanziert Ihr Euch?
Im Moment finanzieren wir uns noch aus Eigenmitteln, kleinen Spenden und dem Förderprogramm der Stadt Freiburg. Sobald wir als Verein gegründet haben, können wir Anträge auf verschiedene Fördermittel bei der EWS, der badenova und anderen stellen.
Wie kann ich mitmachen?
Je mehr Menschen bei den Freiblocks dabei sind, umso mehr können wir umsetzen! Es sind ganz verschiedene Kompetenzen gefragt, Du kannst auf jeden Fall etwas beitragen, anstoßen oder eigenverantwortlich übernehmen.
Wir treffen uns alle zwei Wochen, abwechselnd Mittwoch und Donnerstags, abends von 19-21 Uhr. Der Treffpunkt ist in der Regel im Haus des Engagements. Wir sind politisch unabhängig, stehen aber für eine gerechte Klimawende, die alle Menschen berücksichtigt.